Ein Familienwochenende in Hamburg

Ein Familienwochenende in Hamburg – dank der schnellen ICE-Verbindung der Deutschen Bahn in nur fünfeinhalb Stunden von München ist das wunderbar zu machen. Spoiler vorab: In puncto Familienspaß kann es die Hansestadt durchaus mit unserer Heimatstadt aufnehmen. Unsere Top3-Tipps: das U-Boot-Museum, das Panoptikum (klingt nach Oktoberfest-Gaudi, ist aber sehr hanseatisch!) und das Maritime Museum. Und wer etwas besonders Hamburgisches sucht, für den haben wir noch zwei Tipps…

Ein Familienwochenende in Hamburg

Das Maritime Museum

Maritimes Museum Hamburg
Die Queen Mary 2 im Maritimen Museum besteht aus 1000 kg Legosteinen

Wir geben es zu, zuerst waren wir skeptisch: Ein Museum mit 50.000 Miniatur-Schiffen könnte für den Nachwuchs ganz schön erschlagend sein. Weit gefehlt! Gleich zu Beginn bekamen wir einen Fragebogen für eine Kinder-Rallye ausgehändigt. Die erste Station war das vermutlich größte Lego-Schff der Welt – die „Queen Mary 2“, detailgetreu nachgebaut aus rund 1.000 kg Legosteinen. Das 345 m lange Original wiegt übrigens 79.300-mal so viel…

Die Kindertour ist auch für Erwachsende spannend: Die Rallye führte uns durch alle neun Etagen des Museums, die hier thematisch passend „Decks“ heißen und verbindet geschichtliches mit technischem Wissen („Wie knüpft man eigentlich so einen Seemannsknoten?“) und hamburgische Anekdoten mit Seefahrergarn aus aller Welt. Die Sammlung der Minitatur-Schiffe haben wir dagegen eher schnell durchwandert – die Kids wollten lieber nochmals zurück zum Ozeanriesen aus Legosteinen.

Übrigens: Das Museum liegt mitten in der imposanten Speicherstadt – allein ein Spaziergang aus der Altstadt hierher ist schon ein Erlebnis. So viele Kanäle und Brücken haben vermutlich die wenigsten Münchner Kinder bisher gesehen. Ob Ihr als Eltern Euren Nachwuchs über die stählernen Brückenbögen klettern lassen wollt, solltet Ihr Euch allerdings zweimal überlegen.

Internationales Maritimes Museum Hamburg, Koreastraße 1, 20457 Hamburg, imm-hamburg.de

U-Bootmuseum Hamburg

Unterwegs in U-434
Unterwegs in U-434: bemerkenswert eng ist es unter Deck, stellen wir fest

„Das Boot“ mag in den Bavaria Filmstudios ausgestellt sein – gegenüber dem U-Boot, das im Hamburger Hafen liegt, ist es jedoch eher ein Bötchen…

Das U-Bootmuseum Hamburg möchten wir Euch daher besonders ans Herz legen! Wann kann man schon ein echtes U-Boot, das im Kalten Krieg im Einsatz war, besichtigen? Unvorstellbar, dass in diesem 90 Meter langen Kriegsgerät über 80 Matrosen lebten und arbeiteten, oftmals über Monate hinweg. Wir empfehlen Euch dringend, an einer Führung teilzunehmen, da es keinerlei Schautafeln oder einen Audioguide gibt.

In nur 45 Minuten erfahrt Ihr einiges über das Leben in  U-434. Beeindruckend, wie viel Technik in solch ein Boot hineinpasst. Bemerkenswert, wie straff organisiert der Alltag an Deck war. Beklemmend, wie eng die Räume dort sind. Bedrückend die Vorstellung, in 400 m Tiefe in dunkler Tiefe unterwegs zu sein. Und irgendwie befreiend, nach 45 Minuten wieder das Tageslicht zu erblicken.

Wir waren uns anschließend auf jeden Fall einig: Den Job als U-Boot-Matrose hätten wir umgehend an den Nagel gehängt! Auch wenn U-Boot-Personal im Vergleich zu anderen Marineeinheiten angeblich kulinarisch besonders gut versorgt wurde, um es auf den langen Fahrten bei Laune zu halten…

U-Bootmuseum Hamburg, St. Pauli Fischmarkt 10, 20359 Hamburg, u-434.de/de/u-boot_museum.html

Panoptikum Hamburg

Albert Einstein im Panoptikum
Albert Einstein im Panoptikum

Schon wieder ein Wachsfigurenkabinett? Ja – aber ein ganz Besonderes! Denn im Gegensatz zu den Mainstream-Kabinetten, die es bald in jeder Stadt gibt, ist dieses hier viel ursprünglicher, ehrlicher, älter. Das Panoptikum ist ganz klein – Ihr könnt es, sofern Ihr Euch nicht den Audioguide ausleiht und Euch zu jeder Figur eine Geschichte anhört, innerhalb einer Stunde besuchen.

Über drei Etagen liebevoll eingerichtet, erwarten Euch neben den Klassikern Udo Lindenberg, Albert Einstein (Foto), Helmut Kohl und Co. auch Charaktere, die ihr kaum von Fotos oder Gemälden kennt: Könige, Dichter und Wissenschaftlern aus längst vergangener Zeit. Dazu Hamburger Unikate – bis hin zum ehemaligen Hausmeister des Museums.

Für Kinder sind manche der Wachspuppen sicherlich kein Begriff mehr, dafür kann man beim Anblick von Barack Obama, Donald Trump und Merkel sehr kindgerecht Weltpolitik im Kleinen erklären. Und: Allein die ganzen Kostüme zu bewundern, macht riesig Spaß. Wirklich empfehlenswert!

Wir sind nach dem Museumsbesuch gleich weitergezogen in den Stadtpark „Planten un Blomen“. So tolle Spiel- und Kletterplätze hat München kaum zu bieten. Die besten findet Ihr im Nordostteil Richtung Bahnhof Dammtor.

Panoptikum Hamburg, Spielbudenpl. 3, 20359 Hamburg, panoptikum.de/de/

Ballinstadt Hamburg

In München kennt ihn keiner, in Hamburg ist Albert Ballin eine Größe – zurecht: Er ließ vor 120 Jahren auf dem Gelände, wo jetzt das ihm gewidmete Museum steht, Auswandererhallen errichten, die es denjenigen, die aus Europa in die große, weite Welt ziehen wollten, die Abreise erleichtern sollte. Damit war Ballin einer der Wegbereiter der Quasi-Völkerwanderung, die im 19. Jahrhundert ins Land der (scheinbar) unbegrenzten Möglichkeiten führte.

Und wieso das für Münchner Kids interessant ist, fragt Ihr Euch?

Weil die Dauerausstellung in den drei rekonstruierten Auswandererhäusern des Areals komplett für Kinder gedacht worden ist: Highlight ist das multimediale Spiel „Simmigrant“, das unsere Jungs jeweils auf ihre eigene Auswanderung schickte. Ob als Hippie Richtung Persien oder als Follower (gab’s das Wort damals schon?) des Goldrausches – an Videoinstallationen mit individuellen Fragen konnte jeder sein Auswandererglück versuchen.

Dazu gibt es Unikate, Schautafeln, Videoscreens und Dokumente, die die Motivation und die Herausforderung der Auswanderer zeigten, die sich damals auf den Weg machten. Und ein kleiner Tipp: Schaut Euch unbedingt zu Beginn die kurze Einführung des Museumsdirektors an – äußerst informativ und hilfreich für den Besuch!

Ballinstadt, Veddeler Bogen 2, 20539 Hamburg, ballinstadt.de/

Auf zum Dom – die gar nicht so fromme Gaudi

Einmal im Jahr ein Volksfest in der Stadt – aus Hamburger Sicht ist das offenbar zu wenig. Daher findet ihr „Dom“ gleich dreimal im Jahr statt. Als nächstes steht der Sommerdom an (22. Juli bis 21. August), im November ist dann Winterdom, zumeist im März Frühlingsdom.

Zwischen den Kultvierteln Reeperbahn und Schanze gelegen, findet man auf dem Heiliggeistfeld alles, was das Kirmes-Herz begehrt. Vorteil gegenüber der Wiesn: Die Preise sind echt human, im Schnitt locker ein Viertel günstiger als auf der Theresienwiese. Wer sich aufs Oktoberfest einstimmen will, setzt sich am besten in den „Wellenflug“ oder die „Wilde Maus“ – fühlt sich an wie daheim.

Dom Hamburg, Heiligengeistfeld, 20359 Hamburg, hamburg.de/dom/

Franzbrötchen – kulinarischer Geheimtipp

Zum Schluss noch ein Tipp für Genießer:  Was für München die Brezn oder die Ausgezogne, ist für Hamburger das Franzbrötchen. Bei unseren Kindern war das zimtsüße Hefegebäck der Renner schlechthin. Es gibt diverse Varianten: Durchgefallen ist bei uns das Kürbiskern-Franzbrötchen, während die Schoko-Zimt-Kombi schiere Verteilungskämpfe am Frühstückstisch auslöste. Wenn jemand weiß, wo in München wir Nachschub bekämen, daher gerne melden!

Vielleicht interessiert Euch auch ...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.